Pilgerreise nach Berlin – das Mekka der Penner
Warum alle einmal hinmüssen, aber nicht jeder zurückkommt.
Wenn du draußen lebst und nicht mindestens einmal in Berlin warst, bist du kein richtiger Penner. Punkt.
So wie Moslems nach Mekka, Hipster nach Bali und Banker nach Sylt – zieht’s uns irgendwann nach Berlin.
Weil dort alles ist: der Rausch, der Dreck, die Hoffnung, das Scheitern – und der letzte Fünfziger, den du nachts am Kotti aus ’ner Tourihand schüttelst.
Aber warum gerade Berlin?
Warum latschen so viele von Leipzig, Rostock, Bochum, München aus tagelang Richtung Hauptstadt – mit nix außer ’nem Rucksack, ’ner Plane und dem festen Willen, sich in dieser verdammten Stadt entweder neu zu erfinden oder komplett draufzugehen?
Weil Berlin gibt, was andere verweigern
- Spätis bis 4 Uhr – Segen für jeden Nachtsäufer
- Viel Laufkundschaft – Touris, Studenten, alte Gutmenschen – alle potenzielles Schnorrvieh
- Laissez-faire-Polizei – Solange du nicht brennst oder stichst, wirst du meist ignoriert
- Freiräume ohne Miete – Parks, Brücken, verlassene Fabriken – überall Platz zum Liegen
- Szene – Du bist nie allein. In Berlin bist du einer von vielen. Das kann trösten oder abstoßen – je nach Pegel.
Stationen der Pilgerreise
1. Hauptbahnhof – die Ankunft der Gestrandeten
Hier rollen die Pilger rein. Oft mit Schulden, oft mit Wahn, immer mit Hoffnung.
Tipp: Im Untergeschoss kriegst du Kaffeeabfälle aus’m Automaten – wenn du nett guckst.
2. Kotti – das Jerusalem der Ungewaschenen
Schnorren, Dealen, Schlafen, Diskutieren – alles zwischen zwei Dönerbuden.
Manche hängen da seit zehn Jahren. Andere bleiben zehn Minuten und klauen ’ne Jacke.
Wenn du hier bestehst, bestehst du überall.
3. Görlitzer Park – Woodstock für Kaputte
Lagerplätze, Hunde ohne Leine, Gespräche über LSD und Sozialabbau.
Hier findest du entweder deinen Seelenpartner – oder ’ne neue Hepatitis.
Immer im Schatten, immer mit Restalkohol.
4. Ostbahnhof – letzter Ausweg oder neuer Anfang
Zug fahren ohne Ticket, Pennen im Aufzug, Kippenreste sammeln vorm Penny.
Hier entscheiden sich viele: Bleiben oder weiterziehen?
Der Berliner Pennercode
Wer in Berlin ankommt, muss sich anpassen oder untergehen.
Das ist kein „Leben lassen“-Städtchen – das ist ein permanent vibrierender Irrenhaus-Basar.
Die Berliner Straßenszene erkennt sofort:
- Wer neu ist
- Wer lügt
- Wer sauber ist, aber so tut, als wär er am Arsch
Wenn du durch willst, brauchst du Authentizität, Härte, Humor und die Fähigkeit, acht Nächte wach zu bleiben, ohne zu stinken wie ’n Hundeklo.
Gefahr & Glorie
Berlin kann dich auffressen.
Ich hab Leute gesehen, die kamen hier an mit Rucksack und Restverstand – und drei Wochen später haben sie mit dem Mülleimer diskutiert, ob er sie liebt.
Aber ich hab auch Typen gesehen, die fanden hier ihre Familie, ihr Revier, ihren Rhythmus.
Weil Berlin eben nicht bewertet, sondern absorbiert.
Fazit:
Berlin ist kein Ziel – es ist eine Prüfung.
Du kannst scheitern, du kannst aufgehen – aber egal wie:
Wenn du einmal durch den Dreck von Neukölln gezogen bist, mit leerem Magen und vollem Herzen, dann bist du Teil der Straße. Für immer.
Also pack dein Tetrapak, schnür deine Plastiktüten –
und geh, Alta. Geh nach Berlin.
Dein Tempel wartet.