Der Rasierklingen-Rolf von der Reeperbahn
Warum keiner ihm was klaut (und was er wirklich in der Socke hat).
Es gibt viele, die auf der Straße leben.
Aber nur wenige, die sich einen Ruf mit Angst verdienen.
Und dann gibt’s Rolf.
Die einen sagen, er sei Ex-Fremdenlegionär. Die anderen, er habe früher bei Karstadt Schmuckabteilung geklaut wie ein Gott.
Aber alle wissen: Du beklaust Rolf nicht. Nie.
Wo er hockt
Reeperbahn, Nähe U-Bahn-Ausgang – da, wo sich Kaugummi und Blut den Bürgersteig teilen.
Meistens auf einer Decke, mit Blickrichtung zur Davidstraße.
Redet nicht viel. Nur wenn du ihn direkt fragst. Und auch dann: mit Blicken, nicht mit Worten.
Kein Schild. Kein „Haste mal was“.
Nur Augen. Messerscharf.
Der Mythos mit der Socke
Was hat er in der Socke?
Keine Waffe sichtbar. Kein Messer. Keine Tränengasflasche.
Aber wenn du genau hinsiehst – links, direkt am Knöchel – ein kleiner Schnitt in der Socke.
Da schimmert was. Metallisch.
Und wer Rolf kennt, der weiß:
Rasierklingen. Scharf. Schnell erreichbar. Und schon benutzt.
Es gibt Geschichten.
Einer – ein Rookie, der dachte, er kann schlafende Penner ausnehmen – wollte sich an Rolf ranmachen.
Die Story geht so:
Typ beugt sich.
Rolf bewegt den Fuß.
Der Typ springt zurück – blutend.
Ein sauberer Schnitt im Handrücken, keine Zeugen, keine Anzeige.
„Selbstverteidigung“, sagt Rolf später zu einem, der’s weitertratscht.
„Der wollte mir mein Leben klauen.“
Warum alle Abstand halten
Nicht nur wegen der Klingen.
Sondern wegen der Aura.
Rolf ist keiner, der jammert.
Keiner, der was will.
Er nimmt den Raum, ohne ihn zu fordern.
Wenn du ihm ’n Bier hinstellst, sagt er nix. Aber trinkt es.
Wenn du dich daneben setzt – und lügst – geht er.
Wenn du die Wahrheit sagst, bleibt er. Vielleicht nickt er sogar.
Einmal hat ein Punk gesagt:
„Rolf ist wie ’ne Statue mit Puls.“
Was wirklich in der Socke ist
Ich hab’s gesehen.
Einmal hat er sie gewechselt – nachts, in einem Hof, wo niemand war.
Drin war nicht nur ’ne Rasierklinge.
Sondern auch:
- ein kleiner Löffel mit eingeritztem Namen
- eine Mini-Flasche „Kölnisch Wasser“
- ein gefalteter Zettel mit nur einem Wort: „Nein.“
Was das bedeutet? Keine Ahnung.
Aber Rolf weiß, was er tut.
Und keiner nimmt ihm was weg.
Weil keiner weiß, was passiert, wenn man’s versucht.
Fazit:
Rasierklingen-Rolf ist kein Held.
Kein Opfer.
Er ist einfach da.
Mit Regeln, die nur er kennt – und die alle befolgen.
Auf der Reeperbahn regiert die Lautstärke.
Aber Rolf flüstert mit Stahl.
Und alle hören hin.
6. Juni 2025 @ 1:25
Fick dich