U-Bahn-Endstation Gelsenkirchen-Buer – der letzte Schlafplatz vorm Nichts
Wenn du mit der Linie 301 fährst und keiner mehr einsteigt, weißt du: Du bist da. Endstation Gelsenkirchen-Buer. Da, wo selbst der Schaffner depressiv aussteigt. Wo die Stadt aufhört und nur noch Betonrisse und leere Currywurstpappen die Zukunft deuten.
Hier unten – in dieser kalten, pissgelben Station – schlafen Seelen, die kein Zuhause mehr haben außer dem Echo der letzten Bahnansage. Der Ort ist kein Platz. Er ist ein Zustand: letzter Halt vor’m finalen Absturz.
Der Boden vibriert, aber keiner kommt
Wenn du nachts da unten liegst, auf ner dünnen Isomatte, die du aus’m Baumarktcontainer gefischt hast, hörst du jede Vibration, jeden Luftzug vom Tunnel. Du hoffst nicht auf Züge, du hoffst auf Ruhe. Aber stattdessen kommen die Geister: Junkies, Schatten, Wahnvorstellungen – oder der Hausmeister mit dem Schlagstock.
Die Bänke aus Edelstahl? Zu schmal zum Pennen. Aber immerhin: Der Wind zieht nicht so durch wie draußen im Park. Und es gibt Steckdosen. Bruder, wer das weiß, lebt länger. Handy aufladen, Musik ballern, wenigstens bisschen Weltflucht.
Wer hier schläft, lebt mit Regeln
Hier unten gilt das Bunkerrecht: Kein Laut über 60 Dezibel, kein Feuer, kein Streit. Wer sich danebenbenimmt, fliegt – und zwar wortwörtlich. Die Stammgäste – wie der Zottel-Olli mit seinem Einkaufswagen voller Porzellanpuppen – regeln das intern. Polizei kommt selten. Und wenn doch, ist’s meist nur wegen’n Toten oder weil irgendwer im Delirium in die Gleise gefallen ist.
Mythen der Endstation
Es heißt, in Buer haust ein alter Penner, der früher Lokführer war. Der „Bahn-Benno“. Er fährt immer noch, in seinem Kopf. Macht Türen auf, redet in imaginäre Funkgeräte. Alle paar Wochen taucht er auf, gibt dir nen Schokoriegel – sagt, du hast Verspätung. Keiner weiß, wo er schläft. Vielleicht im Schaltkasten. Vielleicht ist er gar nicht echt. Aber frag die Alten – die sagen: „Wenn du Benno siehst, pass auf. Dann bist du zu tief unten.“
Fazit, Alta? Ganz einfach:
Wenn du hier landest, bist du am Ende – aber noch nicht tot. Gelsenkirchen-Buer ist kein Ort. Es ist die letzte Prüfung. Wer hier schläft, ohne den Verstand zu verlieren, hat’s drauf. Nicht jeder schafft das. Und wer geht, kommt selten wieder.
Also: Wenn du da mal bist – klau dir ’ne Decke, nimm keinen Streit mit runter, und halt dich von den Gleisen fern. Der Tod fährt hier auch – manchmal als verspäteter Zug, manchmal als Stille.
So läuft das halt, Alta.