Bahn-Benno – Der Geistfahrer von Gelsenkirchen-Buer
Man sagt, er fährt immer noch. Keine Schicht, kein Feierabend – nur Schleife. Bahn-Benno, der letzte Lokführer ohne Zug, ohne Ziel, ohne Halt. Wenn du ihn nachts in der U-Bahn-Station Buer siehst, weißt du: Der fährt nicht mehr für die Bogestra, der fährt für die Geister der Straße.
Einst Lokführer – jetzt Legende
Benno war mal ganz oben – Lokführer im Ruhrpott, pünktlich wie die Deutsche Bahn es nie war. Immer die Mütze auf dem Kopf, Thermoskanne in der Hand, den Blick stur nach vorne. Dann kam der Schnitt: Alkohol, Kündigung, Frau weg, Wohnung weg – übrig blieb nur das Ticken der Bahnhofsuhr in seinem Kopf.
Seitdem fährt er weiter – aber nur in seinem Kopf.
„Nächster Halt: Wahnsinn“
Wenn du ihn triffst, ist er höflich. „Einsteigen bitte, Türen schließen automatisch.“
Er spricht in einen alten Rasierer, der mal sein Funkgerät war. Fragt nach Fahrkarten, zählt Verspätungen, flucht über imaginäre Oberleitungen. In seinem Einkaufswagen liegt ein zusammengerollter Fahrplan von 1997, eingerahmt von leeren Bierdosen und alten Fahrchips.
Benno hat alle Linien im Kopf – aber keinen Zielort mehr im Leben.
Die Regeln des Benno
Man sagt, wenn du ihm ein Bier gibst, verrät er dir, wann der Tod kommt. Nicht als Drohung – als Fahrplan. „22:47 Uhr Richtung Letzte Ruhe, Umstieg in Vergessen, Gleis 7.“
Andere sagen: Wenn du ihm zuhörst, hast du drei Nächte Schutz vorm Wahnsinn. Als würde er mit seinem Geplapper die Stimmen in deinem Kopf übertönen.
Aber wehe, du lachst über ihn – dann setzt er dich aus.
In deinem eigenen Albtraum.
Wo schläft er?
Keiner weiß es. Manche sagen, er hat einen alten Kontrollraum im Tunnel besetzt. Andere meinen, er schläft nie – nur zwischen zwei Fahrten, die es nicht mehr gibt. Einer hat mal behauptet, er hätte Benno im Stellwerk gesehen, wie er in die Dunkelheit der Gleise starrte und „Fahrt frei“ murmelte – obwohl nichts fuhr. Nicht mal mehr Hoffnung.
Fazit
Bahn-Benno ist mehr als nur ein Penner. Er ist ein Mahnmal. Für all die, die mal einen Plan hatten. Einen Beruf. Ein Leben mit Gleis und Ziel. Und die jetzt, wie er, im Kreis fahren – im Kopf, im Suff, im Dämmerzustand.
Wenn du ihn siehst: Sag nicht viel. Hör zu. Vielleicht lernst du was.
Denn Bahn-Benno fährt für uns alle – irgendwann.
So läuft das halt, Alta.