Wie ich in der S-Bahn nackt wach wurde und trotzdem noch mein Pfand hatte
Also pass auf, das war so ein Dienstag, der sich wie ein Freitag anfühlte, weil ich seit Sonntag durchgesoffen hab. Ich hock am Ostkreuz, Sonne knallt auf mein Gesicht wie ’n Bullenknüppel, und ich hab genau noch drei Sachen: ’ne halbe Dose Lübzer, ’ne Plastiktüte voller leeren Flaschen, und ’n Kopf voller Nebel.
Ich steig einfach in die nächste S-Bahn, Ziel egal. Ich setz mich neben ’ne Oma mit Pelzmantel, die sofort ihren Dackel festhält, als wär ich ein Taschendieb mit Tollwut. Ich grins sie an mit meinem Drei-Tage-Bierbart und penn instant ein – Rücken gegen die Wand, Kopf Richtung Nirwana.
Dann kommt der Traum. Ich lauf durch ’n Freibad, nackt, aber voller Stolz, trag meine Flaschen wie ’n olympischer Fackelläufer. Alle klatschen. Ich wach auf – und was ist? Ich bin wirklich nackt. Komplett. Kein Hemd, keine Hose, nicht mal Socken. Nur die Plastiktüte mit dem Pfand ist noch da, fest zwischen meinen nackten Knien eingeklemmt wie ’n heiliges Relikt.
Irgendwer hat mir wohl im Suff die Klamotten geklaut – oder ich hab sie selber irgendwo geopfert, keine Ahnung. Auf jeden Fall sitz ich da, mitten in der Ringbahn, auf der Viererbank, während so ’n Typ mit Anzug und Bluetooth-Ohrstöpsel mich anstarrt, als wär ich ’ne Naturkatastrophe.
Ich steh auf, Tüte schwingt, Eier baumeln, ich schrei:
„ICH BIN KEIN OBJEKT, ICH BIN EIN MENSCH!“
Dann staks ich wie Jesus auf Speed zur Tür und steig an der Warschauer raus. Irgendein Punk ruft mir hinterher: „Ey, Bruder, Respekt!“ – und ich nick ihm zu. Solidarität unter den Kaputten.
Ich schnapp mir ’ne dieser Wärmedecken aus’m Mülleimer, so silbern wie meine Leberwerte, wickel mich ein wie ’ne Wurst im Alu, und mach mich auf zum Späti. Und weißt du, was der beste Teil is? Ich hab das Pfand eingelöst. 3,20 Euro. Davon ’ne Dose Oettinger geholt und ’n Kippenschnorrel gestartet. Läuft.
Moral von der Geschicht:
Wenn du nackt aufwachst, aber dein Pfand noch hast – dann war’s kein totaler Absturz. Nur ’n halber. Und halbe Sachen sind besser als gar nix.