Niemand hat je mit dem Klokarl gestritten – aus gutem Grund
Du hast schon viel Scheiße gesehen da draußen. Aber dann kommt einer wie der Klokarl, und plötzlich merkst du: Es gibt Stufen unter der untersten. Tiefen, in die keiner freiwillig schaut – außer eben dieser eine Typ, der’s sich da häuslich gemacht hat. Der Klokarl war kein Penner wie du und ich. Der war ein Archivar des Abgrunds, ein Klo-Resident mit einem Blick, der dir das Lachen aus dem Gesicht pellt.
Karl wohnte. Im. Klo.
Nicht nebenan, nicht davor – drin. Meistens in der alten öffentlichen Toilette hinterm Busbahnhof, da wo nur noch Urinstein, kaputte Neonröhren und ekelige Ambitionen leben. Die Stadt hatte das Ding längst „außer Betrieb“ erklärt. Aber für Karl war das ein Palast. Tür zu, Riegel aus Draht, Kerze aufm Spülkasten, und fertig war das Wohnzimmer.
Und der Grund, warum nie jemand Streit mit ihm suchte?
Ganz einfach: Er war gefährlich – nicht mit Fäusten, sondern mit Wissen. Er wusste Dinge über dich. Dinge, die man nur weiß, wenn man stundenlang in einer Kabine hockt und zuhört. Leute telefonieren, flüstern, kacken mit offener Seele. Klokarl hörte zu. Immer. Und er vergaß nix. Einmal, da hat so ein jugendlicher Möchtegern ihm „Scheißhaufen“ hinterhergerufen. Karl hat den nur angeguckt, dann leise gesagt:
„Deine Mutter war am Dienstag um 14:30 hier. Hat geweint. Hab alles gehört. Auch das mit dem Kind.“
Der Junge hat gekotzt. Kein Witz. Seitdem war Ruhe. Wer sich mit Karl anlegte, kriegte nicht Schläge – der bekam die eigene dunkle Klozukunft serviert.
Du kannst einem Schläger entkommen, aber nicht deiner Scheiße.
Seine Regeln waren einfach:
- Nie in Kabine 3 pinkeln – da schlief er.
- Wer Kippen bringt, darf einen Wunsch äußern.
- Keine Kameras. Keine Fragen. Keine Gerüche kommentieren.
Einmal hat ein TV-Team versucht, ihn zu filmen. Drei Tage später war ihr Van mit Jauche geflutet. Niemand hat’s gesehen, aber jeder wusste: Klo-Karma ist real.
Karl redete selten. Und wenn, dann wie ein Priester. Alt, krächzend, mit Sätzen, die dir Gänsehaut gaben. Er war wie ne Klomuschel aus Porzellan, außen rissig, innen dunkel, aber irgendwie beruhigend – weil du wusstest: Da landet alles, irgendwann. Auch du.
Was bleibt?
Man sagt, das alte Klo wurde zugemauert, und Karl ist da drin geblieben.
Freiwillig.
Er sei Teil der Kanalisation geworden. Die Ratten flüstern seinen Namen. Und manchmal, wenn du beim Scheißen so ein kaltes Ziehen im Rücken spürst – dann ist das vielleicht sein Blick.
Fazit?
Der Klokarl war kein Mensch, sondern ein Spiegel mit Klobrille.
Du willst nicht reinsehen, aber du weißt, er schaut zurück.