Warum ich nie wieder mit Udo auf ’nem Parkplatz penne
Also pass auf, das war so’n Abend, wo du von Anfang an weißt: Heute wird’s scheiße, aber du machst trotzdem mit. Udo – du kennst ihn, der mit dem Schnauzer wie ’ne tote Ratte und den immerzu fettigen Händen – hatte ’nen Plan. „Ey, Aldi-Parkplatz in Gelsenkirchen-Buer, da steht seit Tagen so’n abgemeldeter Wohnwagen. Könn’ wa heute pennen, ist besser als der Tunnel, sach ich dir!“
Ich war schon drei Dosen Lübzer tief und meine rechte Socke war seit Stunden verschwunden, aber scheiß drauf – Wohnwagen klang nach Luxus. Also ab in die S9, mit einem halben Döner von gestern, zwei Flachmännern und Udos unzerstörbarer Plastiktüte voller Überraschungen (diesmal: ein halb voller Becher Remoulade, ein kaputter Wecker und ’ne alte „Sexy Girls“-Zeitschrift von 2004 – Udo lebt halt im Gestern).
Am Parkplatz angekommen – schon leicht dämmerig, der Himmel pissgelb vom Aldi-Schild – steht da echt das Teil. Weiß, rostig, Fenster mit Panzertape zu, und roch wie nasser Teppichboden in ’nem Puffkeller. „Schlafgemach deluxe!“, brüllt Udo, macht mit seiner Bierflasche die Tür auf wie so’n Ritter beim Einreiten.
Drinnen: zwei Matratzen, eine halbe Rolle Klopapier und ’ne Tupperdose mit Schimmel. Romantik pur. Wir machen’s uns gemütlich, knallen die restlichen Flachmänner weg, und ich schwöre bei meinem besten Einkaufswagen: Ich hab noch nie so wirr geträumt. Irgendwas mit sprechenden Tauben und nem Wettrennen mit nem Rollator durch die Fußgängerzone.
Dann auf einmal – BAM BAM BAM! Irgendein Wichser hämmert gegen den Wohnwagen. Ich wach auf, Herz wie nach ’nem dreifachen Jägermeister, und sehe nur Udo in Unterhose, wie er mit einem Besenstil auf die Tür zugeht und schreit: „ICH HAB DIESEN PLATZ GEKAUFT, VERPISS DICH!“
War natürlich nicht unser Platz. War der Eigentümer, ein Typ mit Glatze, Adiletten und dem Charme von ’nem schlecht gelaunten Taxifahrer. Schreit rum, will Bullen rufen, Udo schreit zurück, ich zieh mir in der Hektik ’ne fremde Socke über die Hand, weil ich dachte, das wär mein Handschuh – war’s nicht.
Ende vom Lied: Wir fliegen raus, ich verlier meine Tüte mit dem Döner, und Udo tritt im Streit gegen die Anhängerkupplung – bricht sich dabei zwei Zehen.
Wir pennen dann unterm Einkaufswagenunterstand, was sich romantischer anhört, als es ist. Morgens um halb sechs weckt uns der Filialleiter mit nem Gartenschlauch.
Lebensweisheit des Tages:
Wenn Udo was von „Luxusquartier“ faselt, schlaf lieber direkt in der Mülltonne. Da haste mehr Ruhe, mehr Würde – und oft auch mehr Remoulade.