Der Tag, an dem ich mit 8 Klosteinen und ohne Hose bei Rewe aufgewacht bin
Ey, ich sach dir: Wenn du morgens im Rewe-Vorraum aufwachst, mit klebrigem Gesicht, ner Plastiktüte als Kopfkissen und ohne Hose – dann weißte, irgendwas is schiefgelaufen. Und ich mein nicht so’n „Och, ich hab den Bus verpasst“-schief, sondern „Warum riech ich nach Klostein und hab ’ne Bratwurst im Schuh“-schief.
Der Tag fing schon an wie’n ausgeleierter Aldi-Kassenbon. Hatte nix zu rauchen, mein Letztes an Uwe verpfändet für ’nen halben Becher Korn mit Cola light, und mein Schlafplatz unterm Brückenpfeiler war über Nacht von ner Entenfamilie übernommen worden – aggressive Viecher übrigens, diese Viecher.
Also Planänderung: Richtung Innenstadt, vorm Kiosk schnorren, Hoffnung auf Karma oder Reste im Pfandautomat. Und dann kommt dieser Moment: Ich steh da, ziemlich knülle schon, will eigentlich nur in die Ecke pinkeln – und da liegt sie. Die Pralinenschachtel der Penner: ne geöffnete Palette Klosteine, direkt vor’m Drogeriemarkt. Acht Stück. Eingepackt. Neu. Für normale Leute: Müll. Für mich? Jackpot, Alta!
Ich mein, das Zeug bringt auf’m Schwarzmarkt bei den Messis am Kanal mindestens zwei Flachmänner, wenn du gut verhandelst. Und ich war heute charmant wie ein rollender Bierkasten.
Aber ich werd gierig. Nehm alle acht. Steck sie in meine alte REWE-Tüte, die schon mehr Leben gesehen hat als mancher Rentner, und weiter geht’s.
Schnitt: Nächste Szene – keine Ahnung wie, keine Ahnung wann. Ich wache auf. Kalter Boden. Neonlicht. Zwei Leergutautomaten surren monoton wie meine Leber. Und ich merke: Untenrum – nix. Einfach nix. Hose weg. Unterhose auch. Nur meine Socken – unterschiedlich – klammern sich noch ans Leben. Neben mir: meine Tüte, voll mit Klosteinen, fein säuberlich gestapelt.
Ich versuch aufzustehen, rutsch aus, weil jemand Chips gekotzt hat. Wahrscheinlich ich. Dann seh ich ihn: den Sicherheitsmann. Mit Blick wie meine Ex nach fünf Schnäpsen. Der sagt nix, der schaut nur.
Ich nehm meine Tüte, greif mir die nächste Gratiszeitung als notdürftiger Lendenschurz und marschier raus – stolzer denn je, wie ein König der Straße.
Zwei Straßen weiter find ich meine Hose. An einer Parkbank. Um sie herum: Bratwurst, drei Kronkorken und ein halb aufgegessener Kassenbon. Ich setz mich dazu, zieh die Hose wieder an, ess den Kassenbon nicht (diesmal), und denk mir: Das war knapp.
Lebensregel:
Wenn du acht Klosteine findest, nimm nur sieben. Der achte kostet dich die Hose.