Der Tag, an dem ich mit ’nem Goldfisch gedealt hab
Also hör zu, das hier glaubt mir keiner nüchtern, aber ich war ja auch nicht nüchtern, also passt das: Ich hab mal ernsthaft versucht, mit ’nem Goldfisch ’nen Deal klarzumachen. Kein Witz. War Juli, heiß wie ’n Dönergrill, und ich hatte seit zwei Tagen nix gegessen außer ’ner halben Milchschnitte, die ich unter ner Parkbank gefunden hab.
Ich hock also am Viehofer Platz, bisschen angesäuselt vom Morgenrest – Hansa aus’m Tetra Pak, du kennst den Stoff. Da kommt dieser Typ – mit Sakko, aber barfuß. Sieht aus wie’n Versicherungsvertreter auf LSD. Setzt sich zu mir, packt ein kleines Glas aus, mit nem echten Goldfisch drin. Kein Scherz. Nennt das Vieh „Horst“.
Er sagt: „Der bringt Glück, mein Freund.“
Ich: „Der bringt Feuchtigkeit, Alta.“
Er: „Tausch ihn gegen deine Jacke.“
Meine Jacke war eh im Arsch, stank wie nasser Hund und hatte Brandlöcher in Herzform – also deal ich das Ding gegen den Goldfisch. Horst.
Ich trag das Glas durch halb Essen wie’n Wahnsinniger, laber Passanten voll: „Der hat spirituelle Kräfte, willst du den mal halten?“ – Die meisten fliehen, einer hat mir zwei Schachteln Kippen dafür gegeben.
Dann kam Helga. Du weißt schon, die mit dem Rucksack voller Bierdeckel und den Tattoo-Augenbrauen. Guckt den Fisch an, sagt: „Alter, das ist mein Ex!“ Ich: „Was?“ Sie: „Der hat auch nie was gesagt und immer ins Glas gestarrt.“
Wir lachen uns tot, setzen uns vors Sozialamt und trinken den halben Tag. Horst schwimmt, guckt blöd – und stirbt dann plötzlich gegen Nachmittag. Wahrscheinlich Hitzeschock oder meine Schnapsfahne, keine Ahnung.
Ich beerdige ihn feierlich in einem alten Aschenbecher hinterm Kiosk. Mit Klopapier als Grabtuch und einem Kronkorkenkreuz.
Fazit des Tages:
Goldfischhandel lohnt sich nur bedingt – aber ich hatte ’ne gute Story, zwei Schachteln Kippen, und Helga hat mir später ein halbes Leberwurstbrot geschenkt.
Lebenslektion:
Wenn dir jemand nen Fisch andreht – frag vorher, ob er schwimmen kann.