Unter der Brücke bei Pasing – mehr als nur Beton
Die besten Spots am Fluss – wer wo liegt und warum.
Wenn du denkst, Brücken sind nur zum drunterdurchfahren oder -springen da, dann hast du keine Ahnung von Straße. Richtig interessant wird’s unter der Brücke, da wo Licht aufhört und Leben anfängt – zumindest das von uns, die nix mehr zu verlieren haben außer dem letzten Tetrapak.
Die Brücke bei Pasing, gleich an der Würm, ist kein Platz, den du im Stadtplan findest. Aber sie ist da. Immer. Seit Jahrzehnten. Und sie hat mehr gesehen als der Oberbürgermeister in drei Amtszeiten.
1. Spot: „Das U“ – der trockene Königsthron
Direkt unter’m Hauptbogen – da, wo die Würm im Winter dampft und im Sommer stinkt – liegt das, was wir „das U“ nennen. U wie Unterstand. U wie Unterschlupf. Da schläfst du trocken, windgeschützt und hast drei Seiten Mauerschutz gegen neugierige Spießeraugen.
Hier lag früher Manni Matratze. R.I.P.
Jetzt hockt da meistens Caro mit dem Köter, alte Pfandsammlerin mit Zigarettenstimme und nem Blick wie ’n verrosteter Dosenöffner: stumpf, aber gefährlich.
Wenn du was willst, musst du Kippen anbieten oder Klopfer. Kein Smalltalk. Keine Fragen.
2. Spot: „Der Dreierstein“ – für Gruppen und Lagerfeuer
Links von der Brücke, wenn du die Böschung runterziehst, kommt der sogenannte Dreierstein – drei fette Betonklötze, wahrscheinlich mal Fundamente von irgendwas, was der Staat vergessen hat. Heute: Sozialplatz.
Hier trifft man abends die Suff-AG Pasing: drei alte Veteranen, zwei Gitarren ohne Saiten, und immer mindestens ein Typ mit offenem Hosenstall.
Wenn du Anschluss suchst, hier bist du willkommen, solange du saufen kannst und nix klauen willst. Fremde kriegen erst Misstrauen, dann Schnaps. Je nach Tagesform.
3. Spot: „Die Schattenkante“ – Notausgang mit Style
Der gefährlichste, aber auch romantischste Platz liegt hinter der Brücke – ganz hinten an der Kante, wo der Boden abfällt Richtung Wasser. Im Sommer cool, im Winter tödlich. Da schläfst du zwischen Ratten und Wellen, aber mit Aussicht auf Sternenhimmel und Selbstverachtung.
Hier chillt manchmal Lenny LSD, der glaubt, er sei ein Baum. Hat sich letztes Jahr aus Plastiktüten ’ne Hängematte geknotet. Respekt.
Die Brückenregeln – und wie du nicht auf die Fresse kriegst
- Niemals einfach hinlegen, ohne zu fragen oder zu gucken, wer schon da ist.
- Kein Licht machen – Taschenlampen sind verpönt, außer du suchst Kippen im Dreck.
- Kein Müll liegenlassen, der dich verrät. Polizei kommt oft wegen „Verschmutzung“.
- Wenn einer schreit, ignorieren – es sei denn, du kennst den Schrei.
- Komm mit was an – Schnaps, Tabak, Brot – oder komm gar nicht.
Fazit:
Pasing unter der Brücke ist kein Platz, es ist ein verdammtes Ökosystem. Wer meint, hier wär nur Dreck, hat noch nie die Gespräche bei Sonnenaufgang gehört, wenn der Alkohol nachlässt und kurz echte Menschlichkeit durchschimmert.
Kein Zuhause, aber auch kein Gefängnis. Einfach Straße.
Und falls du nachts durchläufst: Schau lieber nicht zu genau hin. Vielleicht siehst du was, das du nicht mehr loswirst.