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Die ungeschlagene Herrschaft der Klofrau vom U-Bahnhof Hermannplatz

Wenn du länger am Hermannplatz in Berlin abgehangen hast, kennst du sie: die Klofrau. Eine uralte Institution, härter als jeder Türsteher, konsequenter als jede Security. Niemand nannte sie beim echten Namen – sie war einfach „die Klofrau“. Und sie regierte ihre Keramik-Katakomben wie ein Königreich.

Das Reich der Kacheln

Die Toiletten am Hermannplatz waren nie einfach nur Toiletten. Für viele Penner, Fixer, Säufer und Gestrandete war’s ein Zufluchtsort: warm, beleuchtet, und mit Wasser, das aus den Hähnen lief, ob du bezahlt hast oder nicht. Doch es gab eine Hürde – die Klofrau. Sie saß an ihrem Posten, mit grauem Dauerwellenhelm, strengem Blick und einer Zigarette, die sie nie ganz ausrauchte. Vor ihr lag die Kasse – ein rostiges Blechkästchen, in dem sich die Münzen stapelten.

Der eiserne Eintritt

Offiziell kostete der Eintritt 50 Cent, später mal 1 Euro. Für uns war das ne kleine Hürde, für die Klofrau war’s Gesetz. Wer nicht zahlte, kam nicht rein – Punkt. Selbst die größten Assis, die fiesesten Gestalten haben gezahlt. Warum? Weil die Klofrau dir mit einem Blick klargemacht hat: „Du kommst hier nicht durch.“

Manche haben’s versucht: vorbeischleichen, reinrennen, auf nett machen. Keine Chance. Sie hatte Augen im Hinterkopf. Es hieß, sie hätte schon Typen am Kragen gepackt und rückwärts rausgezogen – und die Bullen? Die haben nie eingegriffen. Wahrscheinlich, weil sie wussten: Die Klofrau hat mehr Autorität als jeder Beamte da unten.

Schutz und Ordnung

So hart sie war – sie war auch Schutz. Wer drin war, war sicher. Fixer konnten kurz durchatmen, Penner konnten Wasser zapfen, Säufer konnten in Ruhe pinkeln. Drinnen herrschte ihre Ordnung: Kein Stress, kein Krach, keine Schlägerei. „Nicht bei mir!“ hat sie gesagt, und alle haben sich dran gehalten. Sie war wie die letzte Mutterfigur, die uns blieb – nur dass ihre Zuneigung aus strenger Disziplin bestand.

Die ungeschlagene Herrschaft

Jahrelang, vielleicht jahrzehntelang, hat sie da gesessen. Manche sagen, sie habe den Job nur gemacht, weil sie selber fast auf der Straße war. Andere meinten, sie sei ne Ex-Krankenschwester, die einfach den Überblick nicht verlieren wollte. Fakt ist: Sie war unantastbar. Niemand, nicht mal die Harten vom Kotti, legte sich mit ihr an.

Das Ende der Ära

Irgendwann verschwand sie. Keiner weiß, ob sie in Rente ging, gestorben ist oder einfach einen anderen Posten übernommen hat. Zurück blieb nur ein Gefühl: Ohne sie sind die Toiletten wieder nur Kacheln und Gestank. Keine Ordnung, kein Schutz, kein Respekt mehr.

Fazit

Die Klofrau vom Hermannplatz war mehr als ne Kassiererin für 50 Cent. Sie war Chefin, Türsteherin, Richterin und Wächterin. Ihre Herrschaft hat gezeigt: Auch in der tiefsten Gosse kann Autorität entstehen – und manchmal braucht’s nur eine Frau mit Dauerwelle, Kippe und eiserner Kasse, um ein Königreich zu führen.

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